Vertikutieren im Herbst: Der Experten-Guide
 
                    Kennen Sie das auch? Sie blicken auf Ihren Rasen und irgendwie fehlt ihm die Kraft. Wo im Frühling noch sattes Grün war, macht sich jetzt ein unschöner Filz breit. Schluss damit! Wir verraten Ihnen, wie Sie Ihrem Rasen eine Verjüngungskur gönnen.
Über die Saison sammeln sich Moos, Unkraut und abgestorbene Gräser an und bilden eine dichte Schicht, den sogenannten Rasenfilz. Mal abgesehen davon, dass der Rasenfilz unschön anzusehen ist, erstickt diese Schicht die Graswurzeln förmlich. Sie blockiert die Zufuhr von Luft, Wasser und Nährstoffen. Wasser perlt einfach ab, Dünger kommt gar nicht erst an. So kann der Traum vom perfekten Rasen natürlich nichts werden.
Aber keine Sorge, hier kommt das Vertikutieren ins Spiel: Bei diesem Prozess wird die Grasnarbe mit einem speziellen Gerät, dem Vertikutierer, angeritzt. Die Vertikutier-Messer schneiden senkrecht in den Boden und entfernen effektiv den Rasenfilz. Der Rasen sieht zunächst dann aus wie ein gerupftes Huhn.
Das Ergebnis ist aber eine bessere Belüftung des Bodens, eine optimierte Nährstoffaufnahme und ein kräftigeres Wurzelwachstum! Die ideale Grundlage für einen gesunden und widerstandsfähigen Rasen.

In diesem Ratgeber verraten wir Ihnen die wichtigsten Dinge, die Sie zum Vertikutieren im Herbst wissen müssen und wie Sie erkennen, ob Ihr Rasen im Herbst vertikutiert werden sollte. Vorab gibt’s die wichtigsten Fragen im Überblick:
Die wichtigsten Fragen zum Vertikutieren im Überblick
Soll man im Herbst oder im Frühjahr vertikutieren?
Beide Zeitpunkte sind möglich. Im Frühjahr (März–Mai) regen Sie das Wachstum für die Saison an. Im Herbst (August–Oktober) befreien Sie den Rasen von Filz und Moos und machen ihn fit für den Winter. Simon Profi-Tipp: Wer nur einmal pro Jahr vertikutiert, sollte den Frühling bevorzugen. Bei stark verfilzten Flächen lohnt zusätzlich ein Herbsttermin.
Kann man nach dem Vertikutieren sofort düngen?
Ja, das ist sogar empfehlenswert. Direkt nach dem Vertikutieren sind die Graswurzeln aufnahmefähig. Ein spezieller Herbstdünger mit hohem Kaliumgehalt stärkt die Widerstandskraft der Gräser. Achten Sie aber darauf, den Rasen zuvor gründlich zu bewässern.
Hilft Vertikutieren gegen Unkraut?
Indirekt ja. Vertikutieren entfernt vor allem Moos und Rasenfilz, sodass die Gräser mehr Platz und Licht bekommen. Ein dichter Rasen verdrängt Unkraut langfristig von selbst. Starke Unkrautpflanzen wie Löwenzahn oder Klee müssen jedoch zusätzlich entfernt werden. Es sei denn, Ihnen gefallen die Pflanzen, die etwas Farbe in das satte Grün bringen. Auch Bienen, Hummeln & Co. werden es Ihnen danken!
Kann man zu oft vertikutieren?
Definitiv ja. Zu häufiges Vertikutieren schwächt den Rasen, da er Zeit zur Regeneration braucht. Ein bis maximal zweimal pro Jahr ist völlig ausreichend. Simon Profi-Tipp: Machen Sie das Rasen lüften im Herbst nur, wenn deutlicher Rasenfilz oder Moos vorhanden ist.
Bis wann darf man im Herbst vertikutieren?
Spätestens bis Mitte Oktober. Sobald die Bodentemperaturen unter 10 °C sinken oder die ersten Nachtfröste einsetzen, ist es zu spät. Sie schädigen den Boden dann eher, als dass Sie ihm damit Gutes tun. Der Rasen kann sich im schlimmsten Fall dann nicht mehr erholen und geht stellenweise kaputt.
Soll man im Herbst überhaupt noch vertikutieren?
Ja, unbedingt! Das Vertikutieren ist eine der wichtigsten Bestandteile der Rasenpflege im Herbst, um Ihren Rasen optimal auf den Winter und den kommenden Frühling vorzubereiten. Aber wie bereits oben geschrieben: Vertikutieren Sie am besten nur, wenn Sie übermäßig viel Rasenfilz oder moosige Stellen entdecken können.
Der perfekte Zeitpunkt: Warum Sie Ihren Rasen im Herbst vertikutieren sollten
Anders als im Frühling, wo der Rasen sofort wieder starkem Wachstum und Beanspruchung ausgesetzt ist, hat er im Herbst ausreichend Zeit, sich vor der Winterruhe zu regenerieren. Die Temperaturen sind moderat und der Boden ist meist noch warm und feucht.
Diese Bedingungen sind ideal, damit sich die entstandenen Lücken in der Grasnarbe schnell wieder schließen und die Graswurzeln gestärkt in die kalte Jahreszeit gehen. Der optimale Zeitraum liegt erfahrungsgemäß zwischen Ende August und Mitte Oktober, solange die Bodentemperatur konstant über 10 °C liegt.
Vertikutier-Anleitung mit 5 Schritten
Damit die Behandlung für Ihren Rasen optimal gelingt, ist die richtige Vorgehensweise das A und O. Wir haben eine einfache Anleitung für Sie zusammengestellt, mit der Sie bereits nach der ersten Saison gute Ergebnisse erzielen sollten:
- 
1. Rasen mähen: Schnappen Sie sich Ihren Rasenmäher und mähen Sie den Rasen zwei bis drei Tage vor dem Vertikutieren auf eine kurze Höhe. 2-3 cm sind unsere Empfehlung.
- 
2. Boden prüfen: Der Boden sollte trocken, aber nicht ausgedörrt sein. Ist er zu nass, reißen die Messer tiefe Risse in den Boden; ist er zu hart, dringen sie nicht tief genug ein.
- 
3. Tiefe einstellen: Stellen Sie die Messer des Vertikutierers so ein, dass sie den Boden nur etwa 2-3 Millimeter tief anritzen. Es geht darum, den Filz zu entfernen, nicht den Boden umzugraben. Dafür bräuchten Sie andere Gartengeräte.
- 
4. Systematisch arbeiten: Fahren Sie die Bahnen zunächst in Längsrichtung und anschließend quer dazu. So entsteht ein Schachbrettmuster und Sie erwischen den gesamten Rasenfilz, der dann auf der Oberfläche liegenbleiben wird.
- 
5. Abfall entfernen: Harken Sie das herausgearbeitete Material (Moos und Filz) gründlich von der Fläche ab. Es ist unglaublich befriedigend zu sehen, wie viel Moos und Filz Sie mit dieser Methode entfernen. Sie werden staunen, was da für eine Menge zusammenkommt – und Ihr Rasen wird es Ihnen danken! Simon Profi-Tipp: Werfen Sie das ausgeharkte Material bloß nicht weg! Es ist pures Gold für Ihren Kompost. Gemischt mit etwas Herbstlaub verwandelt es sich über den Winter in wertvollen Humus für Ihre Blumenbeete im nächsten Jahr.
Vertikutieren vs. Aerifizieren: Der entscheidende Unterschied für die Rasengesundheit
Oft werden die Begriffe Vertikutieren, Lüften und Aerifizieren synonym verwendet, doch sie beschreiben unterschiedliche Verfahren.
Während das Vertikutieren eine oberflächliche Maßnahme gegen Rasenfilz ist, geht das Rasen aerifizieren einen Schritt tiefer. Beim Aerifizieren werden mit Hohlzinken (sogenannten Spoons) kleine Löcher in den Boden gestanzt und Erdzylinder herausgehoben. Dieser Prozess dient vor allem dazu, eine tiefsitzende Bodenverdichtung aufzubrechen.
Der Unterschied zwischen Aerifizieren und Vertikutieren ist also fundamental:
- Vertikutieren: Bekämpft Rasenfilz an der Oberfläche (horizontale Bearbeitung).
- Aerifizieren: Löst Bodenverdichtungen in der Tiefe (vertikale Bearbeitung).
Das Aerifizieren ist besonders auf schweren, lehmigen Böden oder stark beanspruchten Rasenflächen sinnvoll, da es die Belüftung der Wurzelzone massiv verbessert und Staunässe vorbeugt. Nach dem Aerifizieren werden die Löcher oft mit Sand aufgefüllt, um die Drainage langfristig zu verbessern. Für die meisten Hausgärten ist das Vertikutieren im Herbst die wichtigste Maßnahme, während das Aerifizieren eine Intensivkur für Problemfälle darstellt.
Richtig vertikutieren: Auf den Boden kommt es an
Nicht jeder Rasenboden reagiert gleich auf das Vertikutieren. Auf sandigen Böden sammelt sich nur wenig Rasenfilz, da Wasser schnell abfließt und die Grasnarbe besser belüftet ist. Hier genügt es meist, einmal im Frühjahr zu vertikutieren.
Schwere Lehmböden dagegen neigen zu Verdichtungen und Staunässe – ideale Bedingungen für Moos und Filz. In solchen Gärten lohnt es sich, zusätzlich im Herbst zu vertikutieren oder bei starken Verdichtungen sogar zu aerifizieren. So stellen Sie das ganze Jahr sicher, dass der Boden genügend Sauerstoff und Wasser aufnimmt und die Graswurzeln gesund wachsen können.





